Arzneitherapie
Der Kern der chinesischen Kräuterheilkunde liegt im Geschick des Therapeuten, Rezepturen so fein abzustimmen und zu modifizieren, dass sie genau den Merkmalen und Veränderungen im Disharmoniemuster des Patienten entsprechen.
In der chinesischen Medizin stellt die Kräutermedizin neben der Akupunktur und der Diätetik die wohl wichtigste Therapieoption dar und ist in China das häufigste therapeutische Verfahren. Die 400 wichtigsten Arzneimittel sind bei uns in Deutschland über Apotheken erhältlich, die für Identität, Qualität und Reinheit garantieren.
Die Anfänge der Kräutermedizin sind vor vielen tausend Jahren in den chinesischen Bergen zu suchen, als taoistische Mönche auf der Suche nach dem „Elixier des ewigen Lebens“ die Wirkungsweise vieler Kräuter systematisierten und in die Ordnungsweise der 5 Elemente einfügten.
Die 5 Geschmacksrichtungen
Die Heilkräuter werden nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt. Zunächst werden die Kräuter den 5 Geschmacksrichtungen zugeordnet: sauer, bitter, süss, scharf und salzig. Scharfe Kräuter verteilen und fördern den Qi-Fluss. Süsse Kräuter stärken das Qi und nähren das Blut, saure Kräuter absorbieren Stoffe und kontrollieren die Funktionen der Organe, bittere Kräuter reduzieren ein Qi-Übermaß und salzige Kräuter mindern Schwellungen.
Die 4 Energien
Desweiteren ist es wichtig, welche Energie ein Kraut besitzt. Hier unterscheidet man das Temperaturverhalten von kalt über kühl und warm bis heiß. Kühle und kalte Heilkräuter lindern Hitze im Körper, während warme und heiße Kräuter Kälte im Körper mildern. So besitzt Zimt (Cortex Cinnamomi) eine wärmende Energie, was man sich bei Kälteerkrankungen zunutze macht. Dagegen wirkt Braunwurz (Radix Rehmanniae) bei fieberhaften Zuständen kühlend.
Wirkung und Organbezug
Ein weiterer Aspekt der chin. Heikräuter ist die Wirkung und der Organbezug (Zang fu). Die Wirkung drückt sich darin aus, das bestimmte Heilkräuter das Qi beeinflussen, andere auf das Blut (Xue) einwirken oder auch Schleim und Feuchtigkeit ausleiten. Desweiteren können Kräuter die Energie bestimmter Organe beeinflussen. So hat z.B. die chin. Engelwurz-Wurzel (Rx. Angelicae sinensis) einen starken Leberbezug, wirkt Xue ergänzend und Feuchtigkeit ausleitend. Dies macht man sich bei Menstruationsstörungen und rheumatoiden Erkrankungen zunutze.
Kräuterrezepte und Zubereitung
Ein chinesisches Kräuterrezept ist ein aus mehreren Einzelkräutern bestehendes Dekokt, welches die jeweiligen Energiequalitäten, Wirkungen, Lokalisationen und Geschmäcker der einzelnen Kräuter berücksichtigt. Die Zusammenstellung der Rezepturen beruht zumeist auf jahrhunderte alten Erfahrungen, können jedoch bei Bedarf von einem erfahrenen Heilkundler den individuellen Bedürfnissen des Patienten abgepasst werden. Überwiegend werden Heilpflanzen eingesetzt (Blätter, Blüten, Wurzeln, Rinden), selten auch mineralische oder tierische Substanzen (z.B. bestimmte Muschelschalen). Auf Artenschutz wird streng geachtet. Die Arzneimittel werden immer als Kombination (2-15 Einzelmittel), als „Rezeptur“ vom Arzt verordnet und als Abkochung (Dekokt) eingenommen, üblich sind jedoch auch andere Einnahmeformen wie Granulate (Instantpulver).