Antikörpertests auf Covid-19 sinnvoll?

Zu dieser Frage möchte ich einen Auszug aus der Ärzte-Zeitung vom 16.04.20 zitieren:

„Derzeit sind die Tests komplett ungeeignet – in Bezug auf Sensitivität und Spezifität. Ich gehe so weit zu sagen: Wenn ein Hausarzt einen solchen Schnelltest anwendet, ist das Körperverletzung. Dem Patienten muss Blut abgenommen werden und er kann dadurch keinen Nutzen haben, weil das Ergebnis positiv oder negativ nicht medizinisch interpretiert werden kann.

Die ELISA-Tests, die zum Nachweis von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 im Labor gemacht werden, sind nicht mit diesen Problemen belastet?

Auch die quantitative Labordiagnostik per ELISA auf IgG-, IgA- und IgM-Antikörper gegen SARS-CoV-2 ist in dieser Hinsicht noch hochproblematisch. Wenn jemand eine leichtere Form der Infektion durchgemacht hat, sind die IgG-Antikörper-Titer teilweise nicht ausreichend erhöht.

Bei IgA-Antikörpern gibt es Probleme mit der Spezifität: Wenn man Blutspenden aus dem Vorjahr untersucht, finden man einen relativ hohen Anteil mit positiven Ergebnis. Epidemiologisch ist der Antikörpernachweis hochinteressant – um zu sehen, wie die Durchseuchung der Bevölkerung voranschreitet. Aber ich finde es hochgradig problematisch, derzeit diese Tests für Aussagen über den individuellen Zustand eines Patienten zu nutzen.

Hausärzte erhalten Anfragen von Patienten, die auf eine durchgemachte COVID-19-Erkrankung getestet werden wollen. Was sollen sie ihnen sagen?

Dass sie noch ein paar Wochen warten sollen, bis es bessere Tests gibt. Ich kann mir vorstellen, dass man auch Tests von verschiedenen Herstellern kombinieren muss. Die Konsequenz einer falschen Diagnose ist immens, wir sprechen immerhin von einem S3-Erreger; wenn ich jemandem fälschlich Immunität bescheinige, kann er erkranken und im schlimmsten Fall sterben.

Umgekehrt kann es sein, jemand hat die Erkrankung gehabt und eine T-Zell-Immunität entwickelt, aber der Antikörpertest ist negativ. Der würde als negativ gelten, obwohl er tatsächlich geschützt ist.“

Quelle: Ärzte-Zeitung vom 16.04.2020, Interview mit Laborarzt Dr. Matthias Orth